Big Data im Gesundheitswesen ist ein breit diskutiertes Thema, nicht zuletzt wegen der mannigfaltigen Interpretationsspielräume, die der Begriff bietet. Charakteristisch für den Diskurs ist eine Polarisierung anhand positiver oder negativer Überhöhungen. Wir wollen uns daher in den kommenden Monaten in Form einer Debattenreihe den Möglichkeiten und Grenzen von Big Data im Gesundheitswesen konstruktiv nähern. Unser Blog fungiert dabei als Plattform, wir werden hier Experten aus den verschiedensten Bereichen zu Wort kommen lassen.


Fragt man sein Umfeld nach den Assoziationen zu Big Data, erhält man als Antwort meist ein recht vages Bild, das zumeist mit einer großen Menge an Datenströmen verbunden ist. Und das passt hervorragend zu den futuristisch anmutenden Suchergebnissen bei der Bildersuche im Internet: Touchscreens und bunte Datenautobahnen. Big Data ist aber nicht nur einfach die Sammlung großer Datenmengen (Volume), die sich aus den verschiedensten Aktivitäten und Bereichen menschlichen Lebens im Zeitalter der Digitalisierung ergeben. Big Data zeichnet sich auch durch Geschwindigkeit (Velocity) aus, in der die großen Datenmengen heutzutage anfallen: die Menschheit erzeugt jeden Tag Trillionen Bytes an Daten. Ihre Beschaffenheit ist dabei von höchst unterschiedlicher Natur (Variety) und diese reicht von Text-, über Stimm-, zu Bildmaterial aus den verschiedensten Quellen. Doch allein Masse ist nicht gleich Klasse. Denn erst die Fähigkeit zur Speicherung, Verknüpfung, Auswertung und Interpretation dieser vielen, schnellen und heterogenen Daten macht Big Data zum Faszinosum: Was werden wir nicht alles damit erreichen können?

Im Gesundheitswesen besteht das Heilsversprechen von Big Data wohlmöglich darin, große Mengen an Daten über Behandlungen, Studien und das menschliche Genom zusammenzubringen und diese einer gemeinsamen Interpretation zuführen. Wir könnten zu schnellerem internationalen Austausch als früher kommen und in Echtzeit das aktuellste Wissen für den optimalen Behandlungsverlauf abrufen. Selbst erhobene Daten, die vom Arzt verfassten Daten, Stimmaufnahmen und Bilder werden zusammengeführt und sind Patienten, Ärzten und Forschern zugänglich. Alles im Dienst der Gesundheit.

Is big beautiful? Big Data im Gesundheitswesen
Debattiert man zu Big Data im Gesundheitswesen, lassen sich die behandelten Themen in der Regel in drei Fragestellungen einordnen. Sie dienen auch unseren Gastautoren als Leitfragen.

Trotz der gängigen Umschreibung durch die drei „Vs“ bleibt Big Data in der öffentlichen Debatte ein verschwommener, teils emotional und politisch aufgeladener Begriff. Die drei „Vs“ sagen uns, was das Tier Big Data ist, aber wie wir mit dem „elephant in the room“ umgehen sollen, sagen sie uns nicht. Der richtige Umgang mit Big Data ist daher nicht allein im Gesundheitswesen zu klären, sondern auf breiterer gesellschaftlicher Ebene. Doch im Gesundheitssystem brechen sich die großen gesellschaftliche Fragen nach Big Data besonders heftig, weil es um das Leben an sich geht: bessere Heilungschancen, bessere Versorgung, schnellere und bessere Forschungsergebnisse, aber eben auch die Frage danach, wem die Daten gehören, was damit gemacht wird (und werden darf). Letztlich geht es um ein Austarieren zwischen Regulierung, Fortschritt, Eigenverantwortung und den gesellschaftlichen Langzeitwirkungen.

Um einen konstruktiven und multiperspektivischen Austausch über das Thema Big Data im Gesundheitswesen zu schaffen, beginnen wir eine Debattenreihe in unserem Blog. Drei Fragen sollen dabei unseren Gastautoren als Leitplanken dienen und den Dialog zwischen ihnen stimulieren:

  • Welchen Nutzen für die Gesundheit hat Big Data?
  • Wo genau liegen hier die Potenziale von Big Data, wo aber auch die Grenzen?
  • Unter welchen Rahmenbedingungen können wir das Potenzial von Big Data maximieren, die Risiken aber minimieren?

Die Gastautoren werden aus ihrer Sicht zum Thema Big Data schreiben und sind eingeladen, zu den vorherigen Debattenbeiträgen Stellung zu nehmen. Unser Blog fungiert dabei als Plattform, die geäußerten Meinungen und Positionen müssen und werden sich nicht immer mit unserem Blick auf die Dinge decken. Wir freuen uns auf einen regen Austausch und wollen damit im Projekt „Der digitale Patient“ einen Beitrag zu einem klareren Bild von Big Data leisten.


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