Softwarelösungen zur Auswertung von MRT-Bildern, Apps zum Monitoring von Vitalparametern von Patientinnen und Patienten oder zur Unterstützung der Therapieentscheidung, Systeme zur Optimierung der Bettenauslastung: Tech-Giganten treiben Digitalisierungsprozesse in der Gesundheitsversorgung deutlich voran. Zwar bieten die innovativen Lösungen von Siemens, IBM & Co. ein großes Potenzial hin zu einer verbesserten Versorgung von Patientinnen und Patienten. Gleichwohl geht dieser Wandel mit einer Reihe von Veränderungen in den Gesundheitsberufen sowie Herausforderungen einher. Eine Studie unter Leitung der Ethikerin Prof. Christiane Woopen hat diese jetzt im Detail in unserem Auftrag analysiert. 


Die Marktmacht globaler Konzerne im Gesundheitsbereich wächst: Die Apple Watch als Gesundheitstracker oder Amazons Alexa als KI-basierter Symptom-Checker sind nur einige Beispiele, wie Tech-Giganten mit ihren digitalen Angeboten die Gesundheit von Menschen unterstützen wollen. Doch nicht nur für Endverbraucherinnen und Endverbraucher entwickeln große Tech-Konzerne gesundheitsrelevante Produkte und Anwendungen. Auch Menschen, die in Gesundheitsberufen tätig sind, sollen von den Innovationen profitieren. 

Die Innovationspalette ist groß, und die Liste der Konzernriesen, die in die Arbeitswelt von Gesundheitsversorgern vordringen, wird immer länger. Alibaba, Amazon, Apple, Google, Huawei, IBM, Intel, Meta, Microsoft, Nvidia, Philips, Samsung, SAP, Siemens, Sony, Tencent. Was die Tech-Giganten vereint, sind die Datenberge, die sie aus den Gesundheitsinformationen ihrer Nutzerinnen und Nutzer schürfen, ihre enormen Ressourcen sowie ihr unvergleichliches Digital-Know-how, welches sie auf verschiedene Arten und Weisen in den Markt für Gesundheitsdienstleister bringen. Beispielsweise in Form von: 

  • Wearables, etwa als Tools zur Aufzeichnung von Vitalparametern von Patientinnen und Patienten 
  • Gesundheitsapps, etwa als verschreibungsfähige Therapieanwendungen 
  • Virtuelle Assistenzsysteme oder digitale Avatare, beispielsweise Sprachassistenzsysteme zur Steuerung von Prozessen in Kliniken oder Praxen 
  • Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), etwa zur Trainingssimulation von Operationen oder medizinischen Untersuchungen 

Unter der Leitung der Ethikerin Prof. Christiane Woopen (Universität Bonn) hat ein Forschungsteam in unserem Auftrag eine breit angelegte Studie über Tech-Giganten im Gesundheitswesen erstellt. Darin analysiert das Team unter anderem auch, wie die Innovationen der Konzerne zu einem Wandel der Kompetenzen in Gesundheitsberufen führen – und welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben. 

Fest steht: Mit dem zunehmenden medizinisch-technologischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte sind Angehörige von Gesundheitsberufen schon jetzt mit immer größeren Datensätzen von Patientinnen und Patienten konfrontiert – und es wird zunehmend komplexer, diese schiere Menge an Daten zu verwalten und zum Patientenwohl zu interpretieren. Blut- und andere Laborwerte, Vitalparameter, Verhaltensmuster, Informationen aus bildgebenden Verfahren oder aus Sensoren im und am menschlichen Körper: All diese Daten bilden die wesentliche Grundlage für die Optimierung von Diagnosen und Therapien sowie den Wissens- und Datenaustausch zwischen den Beteiligten im Gesundheitswesen. 

Die Chance: In der Tat können digitale Lösungen sowie KI-basierte Anwendungen das Personal entlasten, es bei medizinisch komplexen Entscheidungen unterstützen und zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen. Beispielsweise können Radiologen, die früher stundenlang CT- oder MRT-Bilder angesehen und ausgewertet haben und häufiger an der sogenannten Eye-Fatigue litten, sich zunehmend auf KI-basierte Auswertungstools verlassen und sich so verstärkt ihren Patienten widmen. 

Gleichwohl geht dieser Wandel mit einer Hauptvoraussetzung einher: Jene Personen, die im Krankenhaus oder in der Praxis die Innovationen der Technologiekonzerne einsetzen sollen, müssen sie verstehen und beherrschen. Es bedarf also zunehmend digitaler Kompetenzen und Know-how, um die Vernetzung der Gesundheitsversorgung zwischen allen Akteuren auszubauen und effizient zu nutzen. 

Die Herausforderung: Die meisten Angehörigen der Gesundheitsberufe üben noch klassische Rollen in der Versorgung aus. Eine Unfallchirurgin lernt in ihrer Ausbildung häufig noch, welches OP-Verfahren sich am besten bei bestimmten Arthrosediagnosen eignet, nicht aber, wie sie etwa eine KI-basierte Software zur Simulation von speziellen OP-Techniken am besten nutzt. Durch die digitale Transformation entstehen angepasste, teils auch ganz neue Berufsbilder in der Gesundheitsversorgung, allen voran im Bereich der medizinischen Informatik oder der Life Science Informatics. Ebenso führt der Wandel zu einer neuen Verteilung von Verantwortlichkeiten. 

Wie sich dieser multidimensionale Wandel auf das Selbstverständnis der Gesundheitsberufe im Detail auswirkt, was er für den Berufsalltag jener Menschen bedeutet, die noch klassische Rollen und Verantwortlichkeiten einnehmen, wie sich die Aus- Fort- und Weiterbildung dem Wandel anpassen muss – und welche Handlungsempfehlungen sich aus dem Wandel ableiten lassen, können Sie ausführlich in unserer Studie „Tech-Giganten im Gesundheitswesen“ nachlesen.