Um Patienten besser in ihre Therapie einzubinden, hat man an der Berkeley School of Social Welfare der University of California einen auf Algorithmen basierten SMS-Nachrichtendienst entwickelt. Er soll dabei helfen, die Behandlung von Depressionen bei Angehörigen ethnischer Minderheiten (u.a. Lateinamerikaner) und sozialer Schichten mit niedrigem Einkommen zu verbessern. Die Patienten werden so bei ihren Hausaufgaben, der regelmäßigen Teilnahme an Sitzungen und der Medikamenteneinnahme unterstützt. Wir haben Adrian Aguilera, Leiter des Programms, nach seinen Erfahrungen mit der digitalen Therapieunterstützung gefragt.
Digitale Angebote in der Psychotherapie? Gerade bei dieser Art von Behandlung, wo der menschliche Kontakt – die Interaktion zwischen Patient und Therapeut – von so zentraler Bedeutung ist, fragt sich der Laie spontan, wie beides zusammenpasst. Die Antwort auf diese Frage ist, dass digitale Angebote die Psychotherapie unterstützen, aber nicht ersetzen können. Wie aber nun sinnvolle digitale Angebote genau diese Ergänzung in der Regelversorgung schaffen können, diskutierte die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) kürzlich auf ihrem Symposium „Internet in der Psychotherapie“ anlässlich der Veröffentlichung ihres Standpunktes zum Thema. Die Kammer fordert „Internetprogramme zur Leistung für alle Versicherten zu machen“. Es zeigt sich jedoch, dass es auch hier gilt, einige Hürden zu überwinden, bis ein Transfer von Digital-Health-Anwendungen in den Versorgungsalltag gelingen kann.
Wir haben exemplarisch den Prototyp einer einrichtungsübergreifenden Elektronischen Patientenakte für Patienten entwickelt. Er soll Systemakteuren ein erstrebenswertes Zukunftsszenario aufzeigen und sie zur Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen motivieren. Denn: Einrichtungsübergreifende Elektronische Patientenakten (eEPA) sollten von Beginn an als umfassende Behandlungsmanagement-Plattformen gedacht werden, welche dem Patienten und seinem gesamten Behandlungs-Team eine bestmögliche Steuerung der Gesundheitsversorgung erlauben. In diesem Beitrag stellen wir den Prototyp im Detail vor.
Was braucht es, damit die Digitalisierung Patientennutzen erzeugt? Welche Rahmenbedingungen sollten angepasst, welche „kulturellen“ Hürden müssen überwunden werden? Heute veröffentlichen wir die „Roadmap Digitale Gesundheit“: Sie gibt den Akteueren des Gesundheitssystems konkrete Handlungsempfehlungen und liefert Denkanstöße. Die Empfehlungen sind entworfen vom Expertennetzwerk „30 unter 40“ oder leiten sich aus den Ergebnissen unseres Projekts „Der digitale Patient“ ab.